Nokia Lumia 625
(24.08.2013 11:00 CET)
Eines kann man Nokia nicht absprechen: Den unbedingten Willen, mit Windows Phone erfolgreich zu sein. Spätestens mit dem Start von Windows Phone 8 versucht man, durch ein stetig wachsendes Geräteportfolio über das gesamte Spektrum hinweg für jeden Anwender das richtige Gerät anzubieten. Neben den High End-Phones wie dem Lumia 925 und dem Lumia 1020 und dem Lumia 520 als Einsteigergerät ist mit dem Lumia 625 nun eines der Mittelklasse auf den Markt gekommen.
Kern des Gerätes ist das riesige 4.7 Zoll-Display, das das 625 zum größten Gerät im Nokia Lineup macht (allerdings nicht zum „größten Windows Phone“, wie verbreitet berichtet wird, denn das Samsung Ativ S hat ein 4.8-Zoll Display). Dieses löst mit 800*480 Pixeln vergleichsweise niedrig auf, was natürlich eine Preis- und Positionierungsfrage ist. Positiv daran: die aus „geringer“ Auflösung und großer Bildschirmdiagonale resultierende geringe Pixeldichte fällt nur bei genauem Hinsehen auf. Im normalen Betrieb ist das Display scharf und kontrastreich. Ein Vergleich mit dem des Lumia 925 beispielsweise verbietet sich einfach, denn da kostet das Gerät schon das Doppelte.
Wie schon bei den Einsteigergeräten bietet Nokia das Lumia 625 mit verschiedenen wechselbaren Schalen in unterschiedlichen, teils herrlich auffälligen Farben an. Das Orange-Rot, in dem das Gerät auch meistens beworben wird, fällt einfach auf. Und wenn es dann doch mal ein konservatives Umfeld sein muss, in dem das Gerät sich behaupten soll, dann lässt sich die Schale – nach Verfügbarkeit – auch gegen eine schwarze oder weisse wechseln.
Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen: Wechselbare Schale heisst nicht gleichzeitig wechselbarer Akku, zumindest beim Lumia 625 nicht! Der 2000mAh-Akku ist zwar bei abgenommener Schale sichtbar, lässt sich aber nicht entnehmen und damit auch nicht tauschen. Was nun auf den ersten Blick wie ein erheblicher Nachteil erscheint, ist in der Praxis weit weniger relevant: Der Akku hält im normalen Betrieb, in dem andere Smartphones knapp über den Tag kommen, volle zwei Tage durch. Die Wahrscheinlichkeit, am Tag auch bei intensiver Benutzung auf einen leeren Akku zu stossen, ist also denkbar gering. Und auch wenn das kein messbarer Faktor ist: Das schafft ein durchaus entspanntes Nutzungsgefühl!
Im Gegensatz zu anderen Lumias mit wechselbaren Schalen existiert übrigens keine Qi-fähige Schale und damit auch keine Möglichkeit, das Gerät ohne Stecker zu laden.
Nach den Beschreibungen des Lumia 625, die ja vor allem auf die Displaygröße fokussieren, war ein wenig zu befürchten, dass man sich mit dem Gerät einen Backstein einfangen würde, was in der Praxis nicht der Fall ist. Das 625 liegt gut in der Hand, Windows Phone kann bei normal grossen Händen problemlos mit einer Hand bedient werden. Knappe 160 Gramm Gewicht sind handhabbar, und die abgerundeten Ecken und das nur 9.2mm dicke Gehäuse schaffen es, das Gerät trotz des Nutzwertes der grossen Bildschirmdiagonale kompakt wirken zu lassen.
Einmal mehr kann Nokia auch bei der Softwareausstattung punkten: HERE Drive als Navigationslösung, die diversen Kameratools, durch die direkt ab Werk gelieferte GDR2-Version von Windows Phone 8 und das „Amber“-Update von Nokia selbst hat der Benutzer bereits nach der Erstinstallation ein „komplettes“ Gerät zur Verfügung. Wer sich nicht erst in den Tiefen des Windows Phone Stores bewegen möchte, der hat trotzdem schon direkt für die gängigsten Anwendungen alles an Bord.
Natürlich ist nicht alles Gold, was glänzt und ein Mittelklassegerät muss mit Abschlägen im Vergleich zu den „größeren“ Geräten leben. Allerdings, auch bei kritischem Auge sind die Einschränkungen der Positionierung des Gerätes entsprechend „fair“. 512 MB RAM und 8GB Speicher sind natürlich weniger als bei anderen Geräten, reichen aber für die allermeisten Anwendungen vollkommen aus. Nebenbei lässt sich der Speicher ja auch noch mittels micro-SD-Karte erweitern, sodass nur die Apps in den 8GB Platz finden müssen, Bilder, Musik, Videos und die Karten von HERE Drive aber auf die Speicherkarte ausgelagert werden können. Vollkommen unverständlich allerdings: Das Lumia 625 ist das erste Windows Phone - zumidnest in meiner durchaus breiten Erfahrung - das keine Beleuchtung der Tasten hat. Kein Scherz: Beim ersten Gerät vermutete ich noch einen Hardwaredefekt... mittlerweile hat Nokia bestätigt, dass das tatsächlich "as designed" ist..
Auch die 5 Megapixel-Kamera ist sicherlich nicht unbedingt die beste, wenn gleich sie allerdings für ein Mittelklassegerät durchaus ordentliche Bilder macht, für Schnappschüsse also allemal ausreicht.
Der einzige Punkt, der für mich ein wenig unverständlich ist, ist der Verzicht auf NFC. Auch wenn dieser Kurzstreckenfunk für den normalen Anwender gerade mal zum Koppeln von Zubehör genutzt wird, der eine oder andere hat sich auch daran gewöhnt, mit geeigneten Endgeräten Daten über NFC auszutauschen, was mit dem Lumia 625 nun mal eben nicht geht.
Preis:
Zwischen EUR 260,- und EUR 290,- hier
Fazit:
Ein wenig schwankt das 625 zwischen Consumer- und Business-Gerät, und vielleicht ist genau das auch die Nische, in der der Bedarf für ein solches Gerät besteht: Mit seinem Betriebssystem schafft es den Spagat sowieso, mit dem – für ein Gerät dieser Klasse bemerkenswerten – integrierten LTE-Funk und der im System verfügbaren Internetfreigabe (Tethering) kann es auch für größere Datenübertragungen verwendet werden (was wiederum durch den leistungsfähigen Akku nicht zu einer Einschränkung als separat verwendetes Smartphone führt). Und durch die wechselbaren Schalen kann es sich der jeweils gewünschten Verwendung blitzschnell anpassen.
In mancher Hinsicht muss man sich umgewöhnen: Früher kam ein neues Windows Phone heraus, das dann den Anspruch hatte, gegebenenfalls ein bestehendes zu ersetzen. Dies einfach durch die Tatsache, dass ein Hersteller nur ein oder zwei aktuelle Modelle im Portfolio hatte. Nokia hat hier einen Veränderungsprozess in Gang gesetzt: Durch das Abdecken von Einsteiger- Mittel- und Oberklasse versucht man, breitere Kundenschichten zu erschliessen, und so wird sicherlich der eine oder andere Benutzer eines anderen Smartphone-Systemes mit einem Auge auf das Lumia 625 schielen und den Wechsel ins Auge fassen, denn Qualität, Preis und nicht zuletzt das System bilden ein Paket, das mehr als attraktiv ist. Der Benutzer eines der Oberklasse Windows Phones wird wahrscheinlich eher abwarten, bis hier ein neues Modell kommt.
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